Logistik im Wandel – Buchbeitrag von Dr. Otto

Im April 2008 ist der Artikel

Die Natur zeigt, wie man intelligent Stoffe bewegt – Logistik und Evolutionsmanagement

von Dr. Klaus-Stephan Otto in dem von Prof. Dr. Baumgarten (TU Berlin) herausgegebenen Buch Das Beste der Logistik. Innovationen, Strategien, Umsetzungen (Springer Verlag) erschienen. Der Buchbeitrag bietet Einblicke in die intelligenten und teils überraschenden Lösungen der Natur hinsichtlich Fragen der Logistik und zeigt auf, wie diese in Prozessen der Unternehmenslandschaft praktisch genutzt werden können.

In diesem Zusammenhang wird auf verschiedene Themen der Logistik eingegangen: zentrale vs. dezentrale Steuerung, Veränderung von Mengen und Geschwindigkeit, Netzwerk- und Risiko-Management. Des Weiteren wird eine Einführung in die praktische Anwendung des Evolutionsmanagements im Bereich Logistik gegeben. Der Beitrag endet mit einem Ausblick, welche Bedeutung einer nachhaltigen Entwicklung in der Logistik zukommen sollte und was zukunftsträchtige Ansätze diesbezüglich sein könnten.

 

 

Leseprobe

Netzwerke organisieren: Collaborative Supply Chain Management

Netzwerke haben schon immer eine wichtige Rolle in der Logistik gespielt, aber seit Ende der 1990er Jahre ist das bewusste und systematische Organisieren von Netzwerken eine ganz zentrale Aufgabe in der Logistik. Ihr Anspruch ist die „übergreifende und ganzheitliche Koordination zwischen Unternehmen“ (Baumgarten, H. (2004) Trends in der Logistik, S.5, in: Baumgarten, H., Darkow, I.-L., Zadek, H. (Hrsg.) Supply Chain Steuerung und Services. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, S. 1-12).

Die Prozesse in der Natur sind hoch vernetzt. Hier lassen sich Netzwerke auf verschiedensten Ebenen und in verschiedenster Form finden, die gute Anregungen bieten: Molekulare Netzwerke innerhalb von Zellen, das neuronale Netzwerk im Gehirn, Netze aus organischer Materie wie Spinnennetze, soziale Netzwerke von Lebewesen oder die Vernetzung aller beteiligten Lebewesen eines Ökosystems. Um noch einmal das menschliche Gehirn aufzugreifen: es besitzt Schätzungen zufolge ca. 100 Milliarden Nervenzellen, welche durch ca. 100 Billionen Synapsen eng miteinander verbunden sind. Das bedeutet, dass jedes Neuron im Schnitt mit 1.000 anderen Neuronen verbunden ist. Diese hohe Vernetzung hat den Vorteil, dass im Prinzip jedes beliebige Neuron von jedem Startneuron aus in höchstens vier Schritten erreichbar ist. Dadurch können sehr schnelle Rückkoppelungsprozesse stattfinden und sind schnelle Reaktionen möglich. Auch das Ökosystem Wald besteht aus einer Vielzahl hoch vernetzter Informations- und Transportprozesse. Sehr komplexe Stoffkreisläufe dienen der Absicherung der Nahrungsketten und gewährleisten damit das Funktionieren des Gesamtökosystems.

Dieses Vorgehen finden wir auch in der Idee des Collaborative Supply Chain Managements wieder. Durch die Vernetzung verschiedener Dienstleister wird eine möglichst kostengünstige und schnelle logistische Leistung ermöglicht. Dabei kommt es darauf an, eine Win-Win-Situation zwischen allen Beteiligten herzustellen.

Die in den 1990er Jahren gegründete Star Alliance, der anfänglich nur Air Canada, United Airlines, Lufthansa, SAS und Thai Airways angehörten, ist heute ein erfolgreicher Zusammenschluss von 17 Fluglinien. Ziel dieses Zusammenschlusses war es in der Luftfahrtkrise Anfang der neunziger Jahre Effizienzsteigerung durch Abstimmung der Routen, gemeinsame und kompatible Angebote, gemeinsame Lounges, gemeinsame Streckenrechte u.a. zu erreichen. Es wurde nicht die Konkurrenz erhöht, sondern durch die Entwicklung neuer Formen der Kooperation die Krise gemeistert. Hier waren es Vertreter der gleichen Branche, die sich zusammengeschlossen haben, um gemeinsam erfolgreicher ihre Prozesse durchführen zu können. Noch größere Potentiale können erschlossen werden, wenn sich Partner aus verschiedenen Bereichen zu einem Netzwerk zusammenschließen.

 

 
Dr. Otto Training und Consulting